Clusterkopfschmerz

Der Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene Kopfschmerzerkrankung, die sich durch streng einseitige sehr starke Schmerzattacken betont im Bereich von Schläfe und Auge äußert. Die Bezeichnung Cluster (englisch: „Häufung“) wurde gewählt, weil dieser Kopfschmerz meist periodisch gehäuft für einige Wochen bis mehrere Monate auftritt. Bei der Mehrzahl der Patienten kommt es wiederholt, meist saisonal im Frühjahr oder Herbst zu Clusterkopfschmerz Episoden. Im Anschluss an solche Episoden sind Patienten oft über Monate oder Jahre beschwerdefrei.

Die heftigen einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten. Sie treten oft ganz unvermittelt ohne erkennbare Auslöser auf. Dabei sind sie aber häufig durch eine tageszeitliche Rhythmik gekennzeichnet d.h., sie treten oft zur selben Uhrzeit auf, häufig auch aus dem Schlaf heraus. Zudem gibt es auch auslösende Faktoren für die Attacken. Dies sind Alkohol (auch schon in kleinen Mengen) bestimmte Medikamente (zum Beispiel Nitro Präparate) und Aufenthalt in großer Höhe. Während einer Cluster Episode treten die Attacken mit unterschiedlicher Frequenz zwischen einmal in 2 Tagen und bis zu 8 Attacken pro Tag auf. Die Kopfschmerzattacken wechseln die Seite praktisch nie.

Der Kopfschmerzcharakter wird als unerträglich heftig, reißend, bohrend, manchmal auch als brennend geschildert. Der Hauptschmerz sitzt meist um das Auge herum oder hinter dem Auge. Manche Patienten haben den Eindruck, dass der Schmerz von der Halswirbelsäule ausgeht. Der Schmerz kann aber auch in Richtung Oberkiefer ausstrahlen.

Neben der tageszeitlichen Rhythmik sind folgende Begleitsymptome ganz charakteristisch für eine Clusterkopfschmerz- Attacken:

  • Rötung des Auges
  • tränendes Auge
  • ein hängendes Augenlid
  • laufende und/oder verstopfte Nase
  • Schwitzen im Bereich der Stirn oder des Gesichtes
  • Bewegungsunruhe (Umherlaufen, Wippen mit dem Oberkörper)

Für die Diagnose wird mindestens eines dieser Symptome auf der vom Schmerz betroffenen Seite gefordert. Zudem klagen aber viele Patienten auch Migräne-typische Symptome wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit.

Die genannten Begleitsymptome sind charakteristisch für die Gruppe der sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerzen. Dies ist eine Klassifikationsgruppe innerhalb der Internationalen Kopfschmerzklassifikation. In dieser Gruppe gibt es noch weitere äußerst seltene Kopfschmerzsyndrome wie die paroxysmale Hemikranie oder das SUNCT Syndrom. Diese selteneren Kopfschmerzsyndrome zeichnen sich durch kürzere Attacken aus, die dafür häufiger auftreten. Sie sprechen nicht auf eine Clusterkopfschmerz Therapie an.

Gelegentlich wird der Clusterkopfschmerz mit einer Erkrankung des Auges oder eine Nasennebenhöhlenentzündung verwechselt. Sehr selten können auch Tumore, zum Beispiel der Hirnanhangdrüse, Kopfschmerzattacken verursachen, die einem Clusterkopfschmerz sehr ähnlich sind. Um eine symptomatische Ursache für den Clusterkopfschmerz auszuschließen, wird in aller Regel einmal eine bildgebende Untersuchung (Kernspintomographie oder alternativ bei Kontraindikationen Computertomographie) des Kopfes durchgeführt. Ist diese normal, sind keine weiteren Zusatzuntersuchungen notwendig.

Was ist die Ursache des Clusterkopfschmerzes?

Eine Ursache für den Clusterkopfschmerz konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Es gibt Hinweise dafür, dass ein bestimmtes Hirnareal, der Hypothalamus, eine wichtige Rolle spielt. Der Hypothalamus gilt als "innere Uhr" des Menschen und wird für die tageszeitliche Rhythmik der Attacken und die saisonale Häufung der Episoden verantwortlich gemacht. Daneben werden bestimmte schmerzleitende Bahnen des Trigeminusnerven und des vegetativen Nervensystems in der Attacke stimuliert. Der Trigeminusnerv ist für die sensorische Wahrnehmung an Kopf und Gesicht verantwortlich.

Wie verläuft ein Clusterkopfschmerz?

Bei den meisten Patienten verläuft der Clusterkopfschmerz episodisch mit Wochen oder Monate anhaltenden Krankheitsphasen. Selten kann der Clusterkopfschmerz auch chronisch verlaufen. Immer wenn eine Clusterperiode über ein Jahr anhält oder Remissionsphasen kürzer als ein Monat sind, spricht man vom chronischen Clusterkopfschmerz. Primär-chronische Verläufe treten etwa 10 % der Patienten auf, sekundär chronische Verläufe entwickeln sich bei etwa 5 % der Patienten aus dem episodischen Verlauf heraus.

Clusterkopfschmerz – wie wird er behandelt?

Der Clusterkopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzerkrankung, die durch medizinische Behandlung bisher nicht heilbar ist. Die Intensität der Schmerzattacken und die Attackenhäufigkeit können aber durch eine gezielte medikamentöse Behandlung meist gut gelindert werden. Wie bei den meisten Kopfschmerzerkrankungen unterscheidet man auch hier zwischen der akut Therapie und der vorbeugenden Behandlung.

Zur Behandlung einer Cluster-Kopfschmerzattacke eignen sich normale, frei verkäufliche Schmerzmittel nicht. Viele Patienten sprechen in der Attacke auf die Inhalation von reinem Sauerstoff an. Diese Behandlung ist nebenwirkungsfrei und kann auch für zuhause verordnet werden. Neben dem Sauerstoff können auch schnell wirksame Darreichungsformen aus der Wirkstoffklasse der sogenannten Triptane oder Lidocain (ein örtliches Betäubungsmittel) als Nasenspray zu Attackentherapie eingesetzt werden.

In der Regel kommt der prophylaktischen Behandlung die entscheidende Bedeutung zu, denn nur so kann das Auftreten der extrem heftigen Attacken weitgehend vermieden werden. Hier kommen Medikamente aus verschiedenen Substanzklassen zum Einsatz. Deren Wirkmechanismus ist bislang noch nicht verstanden. Da die Erkrankung sehr selten ist, sollte die prophylaktische Behandlung von einen entsprechend erfahrenen Neurologen durchgeführt werden. Die Auswahl der Substanz, die zur Behandlung eingesetzt werden kann, hängt von der klinischen Verlaufsform des Clusterkopfschmerzes und von eventuell vorliegenden Begleiterkrankungen des Patienten ab. Häufig eingesetzte Substanzen zur Clusterkopfschmerz Prophylaxe sind in Verapamil, Topiramat, Methysergid und Lithium. Ihr Wirkeintritt kann innerhalb von 1-2 Wochen erwartet werden. Als überbrückende Therapie bis zum Wirkungseintritt der vorgenannten Substanzen wird häufig kurzfristig höher dosiertes Kortison eingesetzt. Die Substanzen können auch miteinander kombiniert werden. Die Dauer der prophylaktischen Behandlung richtet sich nach der Dauer der Kopfschmerzepisode. Als Alternative zur Einnahme von Tabletten, können wiederholte lokale Blockaden des großen und kleinen Hinterhauptnervens (Nervus occipitalis major und minor) mit Lokalanästhetika und einem Kortisonpräparat auf der betroffenen Seite durchgeführt werden.

Erst nach Versagen der medikamentösen Maßnahmen kommen bei ausgewählten Patienten mit schwerem, chronischem Verlauf auch operative Verfahren zum Einsatz. Bislang gibt es keine etablierte operative Standardmethode, mit der Clusterkopfschmerzen langfristig sicher, abgeschaltet werden können. Als neues vielversprechendes operatives Verfahren wird derzeit die elektrische Stimulation des großen Hinterhauptsnerven in klinischen Studien auf ihre Wirksamkeit überprüft. Die Indikation zu einem operativen Behandlungsversuch muss stets von Arzt und Patient wohl überdacht und von einem Clusterkopfschmerz Spezialisten überprüft werden.

 

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