Bericht über das Nachwuchsforschertreffen der DMKG in Erlangen 2017

In diesem Jahr fand das jährliche Nachwuchsforschertreffen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) vom 18.-21. Mai 2017 – praktisch auf den Tag genau zehn Jahre nach einem ersten Treffen – erneut in Erlangen statt, organisiert von Mitarbeitern des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Diese seit vielen Jahren sehr erfolgreich durchgeführte Tagung ermöglicht jungen, an der Kopfschmerzforschung interessierten Nachwuchsforschern, eigene Forschungsprojekte und Übersichtsvorträge in einer ungezwungenen Umgebung zu präsentieren bzw. zu diskutieren und durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Es wird dankenswerter Weise weitgehend von der DMKG finanziert, so dass für die Teilnehmer, meist Doktoranden und Postdoktoranden aus dem medizinischen und psychologischen Bereich, keine wesentlichen finanziellen Belastungen entstehen. Ein wichtiger und bewusst geförderter Aspekt dieser Veranstaltung ist die Vernetzung der Nachwuchsforscher, die in der Vergangenheit nicht selten zu gemeinsamen Projekten und persönlichen Kontakten geführt hat, welche sich in späteren wissenschaftlichen und klinischen Karrieren als sehr fruchtbar erwiesen haben.

Die diesjährigen 31 Teilnehmer aus acht Bundesländern und der Schweiz waren vorwiegend Ärzte, Psychologen, Studierende der Medizin- und Zahnmedizin sowie der Molekularen Wissenschaften. Das wissenschaftliche Programm bestand aus 15 etwa halbstündlichen Vorträgen, deren Inhalte selbst in den Kaffeepausen lebhaft weiterdiskutiert wurden.

  • Den Anfang machte Anna-Lena Guth (Königstein) mit einer Falldarstellung über komorbide psychische Störungen bei Migräne mit Hilfe des „Functional Model of Chronic Headaches“, gefolgt von
  • Torsten Kraya (Halle), der über Kopfschmerzen bei mitochodrialen Pathologien und ihrer Komorbidität mit neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen referierte.
  • Bianca Raffaeli (Berlin) berichtete über das diagnostische Vorgehen und neue epidemiologische Daten von Kopfschmerzen in der Schwangerschaft,
  • Julia Rager (Rostock) über visuelle Störungen und Untersuchungen zur Nachbilddauer während der Migräneaura.
  • Till Hamann aus derselben Arbeitsgruppe erläuterte anhand eines Fallberichts verschiedenste neuropsychologische Syndrome bei Patienten mit multiplen migränösen Infarkten.
  • Die Wirksamkeit von Triptanen als möglicher Prognosemarker für eine prophylaktische Therapie mit Botulinumtoxin bei Migränepatienten wurde von Ozan Eren (München) diskutiert.
  • Schließlich wurde von Franziska Herrmann (Dresden) eine neue Methode der Quellenlokalisation trigeminal aktivierter Gebiete im Gehirn über ein 128-Kanal-EEG-System bei Migränepatienten im Vergleich mit gesunden Versuchspersonen vorgestellt.
  • Nach dem Mittagessen stellte Elena Gross (Basel) eine klinische Studie zu ketogener Diät bzw. exogenen Ketonkörpern als Nahrungsergänzungsmittel als neue Migräneprophylaxe vor.
  • Zum Abschluss des wissenschaftlichen Programms des ersten Tages demonstrierte Benjamin Schäfer (Königstein) Techniken zur Untersuchung der Halswirbelsäule und therapeutische Handgriffe beim Vorliegen einer cervikogenen Komponente bei Kopfschmerzen.

Bei einer ausgedehnten Wanderung zu markanten Punkten von Erlangen, die mit einer erkenntnisphilosophisch angehauchten Führung durch die Kellergänge unter dem Burgberg endete, gab es vielfältige Möglichkeiten, mit wechselnden Gesprächspartnern die neuen Informationen zu diskutieren und Fragen zu vertiefen. Diese lockere Art der Nachbereitung „in Bewegung“ hatte sich auch schon in den vergangenen Treffen ausgesprochen bewährt.

  • Am zweiten Tag berichtete Katharina Kamm (München) über ihre Untersuchungen zur Bestimmung von Calcitonin gene-related peptide (CGRP) in der Tränenflüssigkeit bei Migränepatienten und gesunden Probanden, ein vielleicht erfolgversprechender Bioindikator zur Differenzierung der Patienten.
  • Rieke Horst (Erlangen) stellte eine neue Methode vor, bei der Calcium-Imaging an der isolierten Dura mater der Maus mit Immunhistochemie kombiniert wird.
  • Den Sprung von der Grundlagenforschung zur Bildgebung beim Menschen schaffte Steffen Nägel (Essen) problemlos mit seinem spannenden Übersichtsvortrag über klassische und neue Methoden der Kernspintomographie.
  • Sarah Dietrich (Halle) stellte die endgültigen Ergebnisse der großen multizentralen DMKG-Studie zu Kopfschmerzen nach Schlaganfällen vor,
  • Jan Burmeister (Essen) klinische und epidemiologische Daten zum Cluster-Kopfschmerz.
  • Am Ende des wissenschaftlichen Programms richtete sich Thomas Dresler (Tübingen) mit wissenswerten Informationen über den Publikationsprozess an den wissenschaftlichen Nachwuchs.

In der Abschlussbesprechung wurden insbesondere die fruchtbaren Interaktionen der Teilnehmer hervorgehoben und der Tagungsort des nächstjährigen Treffens in Rostock bestätigt, das voraussichtlich im Mai 2018 stattfinden wird.

Das Kulturprogramm des zweiten Tages führte die Teilnehmer nach Nürnberg zu einer Stadtführung der besonderen Art und dem Besuch der „Schwarzlichtfabrik“, wo es weitere Möglichkeiten gab, die bestehenden und künftigen Interaktionen zwischen den Arbeitsgruppen zu besprechen.

Besonderer Dank gebührt Mitarbeiterinnen des Instituts für Physiologie in Erlangen, insbesondere Julika Sertel-Nakajima und Birgit Vogler, für die hervorragende Organisation und Rundumversorgung der Tagungsteilnehmer.

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